H7 – H für Holz und 7 für sieben Geschosse
Bild: Christian Richters, Berlin
Mit seiner Höhe von 25 m ist es immer noch das höchste in Nordrhein-Westfalen in Holz-Hybridbauweise errichtete Gebäude. Es steht im Münsteraner Hafenviertel und ist Sitz der Heupel GmbH: Das H7.
Das "H" steht für Holz und die "7" für die sieben realisierten Etagen. Die Besonderheit des Gebäudes liegt in der sichtbaren Verwendung des Baustoffs Holz für wesentliche Elemente der tragenden Konstruktion. Auf den sieben oberirdischen Ebenen sind auf einer Gesamtfläche von 4.500 m² ehemals 10 getrennt vermietbare Einheiten sowie ein Seminar- und ein Kantinenbereich integriert, im Untergeschoss befindet sich eine Tiefgarage mit 66 Pkw-Stellflächen mit rund 2.400 m².
Ausgangspunkt der Planung des Verwaltungs- und Bürogebäudes war der Wunsch der Bauherrengesellschaft nach einem modern detaillierten Bürogebäude mit maximaler Flexibilität und minimiertem Energie- und Ressourcenverbrauch, das u.a. auch als repräsentativer Firmensitz für den Ankermieter SuperBioMarkt fungieren sollte. Im engen Austausch mit dem direkt beauftragten Architekten Andreas Heupel entstand daraus das Konzept, das Gebäude mittig zu unterteilen und sämtliche Einheiten an einen zentralen Versorgungs- und Erschließungskern – von Westen her über eine doppelgeschossige Eingangshalle erreichbar – anzubinden. Der nördliche Teil des Erdgeschosses sowie die über eine interne Treppe verbundenen Ebenen zwei und drei stehen dabei als Hauptsitz für SuperBioMarkt zur Verfügung, auf Ebene vier hat sich u.a. das Architekturbüro Heupel mit seinen damals 18 Mitarbeitenden eingerichtet.
Schon zu Beginn der Planung stand fest, das Projekt aus Gründen der Nachhaltigkeit in Holzbauweise auszuführen. Problem war, das bis dato in Nordrhein-Westfalen landesbaurechtlich nur Gebäude mit maximal drei Vollgeschossen in Holzbauweise zulässig waren. „Durch die Verwendung von vorgefertigten Holzelementen im Verbund mit Stahlbetonelementen war es uns schließlich möglich, die für Nordrhein-Westfalen landesbaurechtlich zugelassene Grenze von drei Geschossen zu überschreiten“, so Andreas Heupel.
Erfahrungen mit dieser Bauweise hatten bis dahin weder Andreas Heupel noch der Bauherr vorzuweisen. Als Referenzobjekt für den Neubau diente deshalb der als achtgeschossiger in Holzhybrid-Bauweise ausgeführte LifeCycle Tower (LCT) im österreichischen Dornbirn. Um das vergleichbar aufgebaute Projekt in Münster erfolgreich planen und umsetzen zu können, wurde neben dem international renommierten und für die Konzeptentwicklung des LCT mitverantwortlichen Ingenieurbüros ARUP auch ein mit Holzhybrid-Bauten erfahrenes Bauunternehmen hinzugezogen, das den größten Teil der notwendigen Bauteile sowohl vorgefertigt als auch auf Basis einer umfangreichen Logistikplanung mittels BIM auf die Baustelle geliefert hat. „Der Umgang mit transparenten und schnell verfügbaren Termininformationen hat sich insbesondere bei den hybriden Fertigteilen bewährt“, erklärt Andreas Heupel.
Eine besondere Herausforderung stellte die Statik des Gebäudes in Bezug auf den Nachweis des konstruktiven Brandschutzes dar. Entsprechend den gesetzlichen Anforderungen mussten zunächst sämtliche tragenden Wände und Stützen in der Tiefgarage und im Erdgeschoss in konventioneller Stahlbetonbauweise umgesetzt werden. In einem weiteren Schritt wurde anschließend der zentrale Erschließungs- und Versorgungskern mit Stahlbeton ausgebildet. Ebenso wurden in den verschiedenen Ebenen des Gebäudes massive Stahlbetonstützen und Stahlbetonträger mit einer Spannweite von jeweils 8,10 m integriert. Komplettiert wird die Stahlbetonkonstruktion, die sich als mittig angeordnetes Rückgrat des Gebäudes über die ganze Höhe erstreckt, durch beidseitig eingesetzte Holz-Beton-Verbunddecken auf sämtlichen Ebenen. Unter 5,89 x 2,68 m großen und 12 cm dicken Stahlbetonplatten, die aus logistischen Gründen in unmittelbarer Nähe zur Baustelle gegossen wurden, sind 5,85 m lange, 24 x 26 cm dicke, weiß lasierte Balken aus Fichtenholz verschraubt. „Die Holzbalken sorgen in diesem effektiven Verbund für die Abtragung der Zugkräfte, die auf der Stützenkonstruktion aufliegenden Betonelemente nehmen demgegenüber vor allem die Druckkräfte auf", erklärt Dipl.-Ing. Architekt Jens Marquard, Gesellschafter der Heupel GmbH, das Prinzip. Als Nachteil der leichten Deckenkonstruktion ergab sich lediglich eine verminderte Trittschalldämmung, die aber durch einen in sämtlichen Ebenen durchgehend verlegten Teppichboden kompensiert wird.
Ein weiteres wichtiges statisches Element sind die im Bereich der beiden Längsfassaden im durchgängigen Gebäuderaster von 1,35 m ausgeführten tragenden Wandstützen aus Holz. Zusammengefasst in jeweils 8,10 m lange Fassadenelemente wurden sie wie die Deckenelemente komplett vorgefertigt und werkseitig bereits weiß lasiert angeliefert. Gemeinsam mit den Holzdecken schaffen sie eine angenehm warme und natürliche Aufenthaltsqualität im gesamten Gebäude. „Sämtliche tragenden Bauteile aus Holz mussten wir 63 mm stärker als statisch notwendig auslegen, damit sie einer theoretischen Branddauer von 90 Minuten standhalten“, erläutert Andreas Heupel. Zudem wurde das Treppenhaus als Sicherheitstreppenhaus ausgelegt.
Durch den hohen Anteil an vorgefertigten Elementen aus Holz spart der Neubau rund 260 t an CO2 gegenüber einem konventionell geplanten Bürogebäude ein. Zusätzlich verbessert wird die Energiebilanz durch eine hochwertig abgedichtete Gebäudehülle mit dreifachverglasten Holz-Aluminium-Fenstern und einer bis zu 24 cm dicken Fassadendämmung aus Mineralwolle. Weitere Elemente zur Einsparung von Energie sind die Nutzung der vorhandenen Fernwärme der nebenan gelegenen Stadtwerke Münster, ein natürliches Lüftungskonzept sowie der konsequente Einsatz von intelligent gesteuerter LED-Beleuchtungstechnik. Zudem stehen den Mietern gemeinschaftlich nutzbare Seminar- und Besprechungsräume im südlichen Teil des Erdgeschosses sowie Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes zur Verfügung. Im Zusammenspiel der unterschiedlichen Bausteine gelang ein ressourcenschonend geplanter Büroneubau, der nicht nur einen wichtigen Meilenstein für die weitere Entwicklung der Holz-Hybrid-Bauweise setzt, sondern der gleichzeitig auch einen hochwertig gestalteten architektonischen Blickfang am südlichen Ufer des Stadthafens in Münster schafft.
Mittlerweile hat die Heupel GmbH ihre Büroflächen erweitert. Grund ist die Vergrößerung der Mitarbeiterzahl auf 30 Beschäftigte. Damit setzt das Architekturbüro ein sichtbares Zeichen für Wachstum. Die bisherige Bürofläche von ca. 350 m² ist durch einen Durchbruch zu einer freiwerdenden Teilfläche der benachbarten Agentur Heithoff & Companie um ca. 100 m² erweitert worden. „Die neue Fläche bietet uns Potenzial für weiteres Wachstum. Sie ergänzt unsere Philosophie der Transparenz und Kommunikation. Die Zahl unserer Mitarbeitenden ist stetig gestiegen, und wir möchten als Arbeitgeber natürlich unserem Team eine attraktive Arbeitsumgebung bieten“, erläutert Jens Marquard diese Maßnahme.